Vor sieben Monaten startete Dorothy mit dem Ultra-Poor Programm in Malawi den Weg in ein besseres Leben. Damals stand sie noch ganz am Anfang des Programms und es war Winter auf der Südhalbkugel. Malawi liegt auf über 1.000 Metern und nachts wird es im Winter empfindlich kalt – manchmal unter 10°C. Eine Matratze oder eine Decke hatten Dorothy und die Kinder nicht. Sie schliefen auf dem kalten Lehmboden und versuchten sich gegenseitig warm zu halten. Tagsüber waren sie müde.
Dorothy ist ein Beispiel für generationsübergreifende Armut. Auf Grund von Mangelernährung in der Kindheit konnte sie nicht ihre volle intellektuelle Kapazität entwickeln. Das stellt sie vor grosse Herausforderungen. Problemlösungsstrategien zu entwickeln fällt ihr schwer, was sie abhängig macht von anderen Menschen. Auch ihre Kinder wuchsen bisher mit Mangelernährung, Krankheit und Ausgrenzung auf: ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.
Dorothy ist kein Einzelfall unter den Teilnehmenden des Ultra-Poor Programms. Dennoch ist es für ihren Mentor Ernest und das Programmteam eine besondere Herausforderung, Teilnehmerinnen wie Dorothy auf dem Weg in ein besseres Leben zu begleiten. Besonders deutlich wird das bei der Etablierung stabiler Einkommensquellen, für die die Teilnehmenden eine Grundausstattung erhalten. Dorothy wählte Schweinezucht und Kleinhandel mit Mais und anderen Grundnahrungsmitteln. Vor der Geburt ihres ersten Kindes hatte sie in beiden Wirtschaftszweigen Erfahrung gesammelt. Trotzdem steht sie aktuell vor grossen Herausforderungen, die deutlich werden, wenn man in den Schweinestall schaut: die drei Schweine, die sie für den Start ihrer Schweinezucht erhalten hatte, sind in einem sichtbar schlechten Gesundheitszustand. Die Tiere sind unterernährt und Dorothy hofft, dass sie bis zur Erntezeit durchhalten, wenn es wieder reichlich Futtermais geben wird. Momentan ist Hungerzeit und Dorothy ist froh, wenn wenigstens ihre Kinder satt werden.
Während für Ernest klar ist, dass die Tiere so kontinuierlich an Wert verlieren und eventuell sterben könnten, bevor Dorothy sie wieder ausreichend füttern kann, fällt es Dorothy schwer, diese Fakten anzuerkennen. Statt die Schweine zu verkaufen, solange sie noch Einnahmen bringen und davon z.B. in pflegeleichtere Ziegen zu investieren, will Dorothy an ihrer Schweinezucht festhalten. Doch auch das Lernen aus Fehlern ist Teil des Entwicklungsprozesses und oft viel einleuchtender, als die Erklärungen der Mentoren und Mentorinnen. Deshalb berät Ernest Dorothy zwar, lässt sie aber ihren eigenen Weg gehen. Schliesslich geht es auch darum, dass die Teilnehmenden mit verändertem Selbstbewusstsein das Programm beenden. Dazu gehört die Gewissheit, dass sie ihre Fortschritte ihrer eigenen Vision und harten Arbeit zu verdanken haben.
Dorothys Ziel ist es, einen gut laufenden Kleinhandel zu betreiben und ein kleines, regensicheres Haus auf einem eigenen Stück Land zu haben. Da Dorothy etwas langsamer lernt, als andere Teilnehmende, wird sie mit dem Kleinhandel zu einem späteren Zeitpunkt starten. Das Startkapital dafür wurde in eine Ziege investiert, die sie verkaufen kann, wenn sie bereit dazu ist. Sie erzählt mir aber, dass sie gelernt hat, mit Geld strategischer umzugehen und so viel wie möglich zu sparen, um in die Umsetzung ihrer Pläne investieren zu können. Dass Dorothy unternehmerisch zu denken lernt, sieht man auch daran, dass sie schon vor längerem günstigen Dünger für ihr Maisfeld kaufte, der erst zwei Monate später zum Einsatz kam.
Noch zehn Monate der intensiven Begleitung und Trainings liegen vor Dorothy. Auch wenn sie im Vergleich zu anderen Teilnehmenden nicht so schnell vorankommt, ist spürbar, dass sich etwas für sie und ihre Kinder verändert.
Jeder Weg in ein besseres Leben ist ein anderer Weg. Dorothy wird ihren eigenen Weg finden.
Von Andrea Z., internationale Projektkoordinatorin Opportunity
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